Monatsgeschichte Juli

Das Licht im Kornfeld!

Es war ein heißer Julitag, die Sonne stand hoch über dem goldenen Kornfeld, das sich sanft im Wind wiegte. Am Feldrand stand ein kleiner Junge, vielleicht acht Jahre alt, barfuß, mit einem alten Strohhut auf dem Kopf. In seiner Hand hielt er eine kleine, alte Kamera.
Sie war ein Geschenk seines Großvaters, der ihm immer gesagt hatte:
„Halte fest, was dich bewegt – nicht nur mit der Kamera,
sondern auch mit dem Herzen.“

Der Junge kniete sich ins Gras und richtete den Blick auf das Feld. Plötzlich sah er eine einzelne, blaue Kornblume mitten im Weizenmeer.
Sie war klein, fast unscheinbar – aber sie leuchtete.
Als würde ein Licht in ihr wohnen.

Er machte ein Foto. Nicht, weil es perfekt war,
sondern weil es wahr war.
Diese eine Blume hatte etwas gesagt, ohne zu sprechen:
„Ich bin hier. Auch wenn mich kaum jemand sieht.“

Später am Abend zeigte der Junge das Bild seiner Großmutter.
Sie lächelte still und sagte:
„Weißt du, manchmal ist Gottes Stimme nicht laut.
Manchmal ist sie nur ein kleines Licht mitten im Alltag,
mitten im Kornfeld. Du hast sie gesehen. Und festgehalten.“

Der Junge nickte.
Zum ersten Mal verstand er, dass Fotografie mehr ist als Technik –
es ist ein Blick des Herzens!

von A. M. Hofer